Land der toten Feuerwehrmänner und der Autofahrer

Wie man dem Titel entnehmen kann, geht es um Deutschland im Dezember 2019. Augsburg. Welch schreckliche Tat einer Horde von Merkels Gästen, die einen ehrbaren deutschen Feuerwehrmann auf einem Weihnachtsmarkt(!) brutal zu Tode geprügelt haben. Wenn man den AfD Leitmedien BILD und Welt, Focus und RTL.de glauben muss, und den Meinungen in den sogenannten sozialen Medien Aufmerksamkeit schenkt, war es genauso. Und weil es so war, hat die Augsburger Polizei in einer hervorragenden Kriminalarbeit von zwanzig Sonderermittlern die Mörder innerhalb von zwei Tagen ausgemacht und festgesetzt. Und die bayrische Staatsanwaltschaft tat, was zu tun ist, wenn solch schreckliche Verbrechen geschehen: Sie hat Haftbefehl für alle beteiligten jungen Männer unterschiedlicher Nationalität erlassen. Augsburg, ja ganz Bayern, ach Deutschland ist wieder sicher.
Ehrlich gesagt, ich habe mich da gar nicht mit beschäftigt, bei 732 Tötungsdelikten im Jahr (2018) müsste ich mich ja täglich mit zweien beschäftigen. Nur als dann die Pressekonferenz des Polizeipräsidenten live im Fernsehen lief, wurde ich stutzig.
Dem, was der Präsident gesagt hat, zu Folge, gab es eine verbale Auseinandersetzung des Opfers mit den Tätern, worauf das Opfer noch einmal kehrt machte, um die Dinge zu klären, die man als Deutscher nun mal zu klären hat, wenn man entsprechend den christlichen Bräuchen auf dem Weihnachtsmarkt genug eines in flüssiger Form gereichten Nervengiftes zu sich genommen hat. Passiert auf jeder Kirmes, auf jedem Schützenfest, im Oktoberfestzelt und beim Karneval bestimmt zehntausend mal im Jahr. Der von der Polizei ausgemachte „Haupt“täter schlug darauf hin einmal(!) auf das Opfer ein, welches daraufhin starb. Ich war nicht dabei, der Polizeipräsident hat das so gesagt.
Inzwischen sind also alle sechs Tatverdächtigen in Untersuchungshaft. Wegen Tötungsdelikten, bzw. Beihilfe dazu. Dank der großartigen Polizeiarbeit einer zwanzig köpfigen Ermittlertruppe. Oder weil der erste Tatverdächtige die Namen und Adressen der anderen fünf bereitwillig preisgegeben hat. Egal.
Ich hoffe, ihr konntet mir folgen. Es handelt sich also um eine (!) Körperverletzung mit Todesfolge (die Todesursache ist ja noch gar nicht geklärt), es sind jedoch sechs Männer in Untersuchungshaft. Fünf weil sie dabei standen, wie ein Mann einen anderen geschlagen hat. Laut Polizeipräsident einmal.
AfD wirkt.

Deutschland ist aber auch das Land des Autos. Das erkennt man ja schon daran, dass nur die fähigsten aller Politiker in Deutschland Verkehrsminister werden können. Nur die besten der Besten kommen dafür in Frage. Solche, denen es nichts ausmacht, dass alle nur „Andi“ statt „Andreas“ sagen. Solche, denen es nichts ausmacht, dass man mit seinem Nachnamen billigste Wortspiele mit „bescheuert“ machen kann. Solche, denen es nichts ausmacht, dass man mal eben 500 Millionen in den Sand gesetzt hat. Die dann noch die Chupze (ich wollte schon immer mal ein Wort schreiben, dass ich gar nicht richtig aussprechen kann) besitzen, der Hauptstadtpresse etwas von Pflichtbewusstsein und Amtseid zu erzählen, wo sie doch nur gekommen waren, um seinen Rücktritt medial zu begleiten.
Aber Andreas Scheuer hat ja auch unbesehen Erfolge zu verzeichnen. Gut bei der Bahn nicht, aber er ist ja auch Verkehrsminister im Autoland Deutschland. Und die Leitlinien, die die Kanzlerin vorgibt, werden von ihm gnadenlos erfolgreich umgesetzt. Sie forderte eine Millionen Elektroautos im Jahr 2020. Schon seit 2018 gibt eine Millionen Neuzulassungen pro Jahr. Gut, jetzt keine Elektroautos, sondern SUVs, aber mein Gott. Erfolg ist Erfolg.
In Siegburg kann man übrigens mit einem SU-V auch das richtige Kennzeichen fahren.
An der Donrather Grundschule, die von sechs Bussen zu Schulbeginn angefahren wird, kann man das ganze Elend jeden Morgen erleben. Wie in einer schlechten Milieustudie aus Kreuzberg. Ein SUV nach dem anderen hält auf dem Busparkplatz und ein jugendlicher Hipsterpapi entlädt sein einziges Kind. Danach gehören die zwei Tonnen ihm ganz alleine. Es ist so sinnlos, es ist so Klischee, aber es ist Wirklichkeit.
Wenn Deutschland das Land der Autos ist, muss es ja auch das Land der Autofahrer sein. Nein, definitiv nicht. A1, Sonntag abends, Tecklenburger Land im Nirgendwo. Kein LKW, normaler Pendler und Ostseerückreise Verkehr. Es kommt eine Baustelle, und die ist einspurig. Natürlich gibt es einen Stau vor der Baustelle. Müsste nicht sein, es gibt keine LKWs, jeder könnte frühzeitig langsamer werden, Abstand halten und Lücke fahren, aber geschenkt, das ist highskilling.
Danach aber acht Kilometer einspurige Fahrt. Ohne Ausfahrt, ohne Auffahrt, geradeaus, keine Steigung, keine Kurve, kein Gefälle. Geschwindigkeitsvorgabe 60 km/h. Acht Kilometer hintereinander her fahren. einfach nur dem Vordermann hinterher fahren, ohne Kurven, und, naja ich erwähnte es; dreimal stand die komplette Kolonne. DREIMAL. 3x. Auf acht Kilometern einspurig. Nein Deutschland ist kein Land der Autofahrer.
Jetzt mal angenommen, die AfD kommt endlich an die Macht und angenommen, die kleine AfD (CDU) hat vorher schon in trumpscher Manier die Militärausgaben so sehr erhöht, dass die Bundeswehr tatsächlich ganz viele Panzer und LKW hat, die tatsächlich fahren. Und dann überlegt sich die AfD, och, überfallen wir doch mal Polen, Russland oder meinetwegen Mazedonien, weil ach egal, und es macht sich eine riesige Kolonne von Panzern und LKW auf, für Deutschland, und an jedem Steuer sitzt ein deutscher Autofahrer, ja wann sollen die denn da ankommen???

Bahnfahren ist übrigens auch scheiße.

So long Chris

4 Gedanken zu “Land der toten Feuerwehrmänner und der Autofahrer

  1. Ich hab mir die Nachrichten dazu nicht angesehen, aber nach dem, was ich so mitbekommen habe, wurde auch der Freund des Toten verletzt, also ist „ein Schlag“ wohl nicht ganz das, was passiert ist. Ich hoffe einfach mal, dass das Gericht da genau klärt, was passiert ist und nicht nur die öffentliche Meinung im Auge hat.

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